Aidone and more

Wer hätte das gedacht, so mitten in den Renovierungsarbeiten kamen wir zum Urlaub wie die Mutter zum Kind. Eigentlich stand der Endspurt bevor, aber Silvi und ich waren tatsächlich von den Arbeiten der letzten Monate, beruflich wie privat, so platt, dass eigentlich nichts mehr richtig ging. Raus müssen wir, weg aus dem direkten Umfeld, wo wir immer greifbar waren.

Part I

Und wie das Schicksal es will, ereilte uns doch auf einmal eine Spontaneinladung, Rita und Pino wollten in die alte Heimat, Familie besuchen und so stand auf einmal die Frage im Raum:"Warum kommt ihr nicht einfach mit?"

Wie, mit? Einfach so? OK, auf denn ins Abenteuer!

Und ein solches sollte es tatsächlich werden. Mit dem Auto (neee, eigentlich ja mit zwei Autos) sollte es am 22. September um 3:00 Uhr in der Frühe Richtung Sizilien gehen, Zwischenstop in Florenz bei Schwester/Schwägerin, Mama/Schwiegermama in Aidone abholen, dann nach Catania und Anfang Oktober zurück nach Hause.

So der Plan! Also flink den fälligen Inspektionstermin für das Auto machen, Unterkünfte besorgen, Baumaßnahmen koordinieren. Unterkunft war flott gefunden, in Florenz sogar im gleichen Hotel, in Catania ein paar Meter auseinander, Inspektion am 21. und der Bau war auch geregelt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Am 20. das Auto in die Werkstatt, kurzer Check, oh je, mit den Reifen kommen Sie keine 4000 Km mehr, und der Sturz stimmt auch nicht, aussen ziemlich runter. Neue? Ob das bis morgen noch klappt? Ohne Reifen keine Reise! Jetzt hieß es, 24 Stunden bibbern, Florenz war schon über die Stornierungsfrist, wenn's nicht klappt, können wir das als Minus verbuchen, ebenso wie die Schweizer Vignette und der Telepass für Frankreich, Italien und andere Länder.

Ihr kennt das nicht? Pino hat's empfohlen, ein kleiner Sender im Auto und man kann an den Mautstellen, aber auch an der Fähre nach Messina einfach durch, Abrechnung kommt später per Email, knapp 20 € Jahresgebühr, kein Stress, kein Kleingeld zählen, keine Wartezeiten an den Mautstellen, jeden Cent wert, wie wir jetzt wissen.

Weiter in der Kleinkatastrophe: Unterkunft in Catania kostenfrei storniert (Schwitz!), eine Ersatzunterkunft gebucht, wo die Stornierungsfrist noch passt, wenn's mit den Reifen nicht klappt und dann hieß es warten!! Donnerstag Nachmittag dann der erlösende Anruf, es gab Reifen, der Sturz ist korrigiert, TÜV und AU haben wir auch und um einige Hunderter ärmer sind wir jetzt zusätzlich.

Silvi hat sich dann wieder ans Umbuchen gemacht, "Catania neu" storniert, "Catania alt" war noch verfügbar und dann klingelte um zwei Uhr morgens der Wecker! Käffchen, Brote zum mitnehmen machen, um drei Uhr ist Abfahrt - haben wir gedacht! Aber wie der gemeine Italiener so ist - alles geht erst mal tranquillo, wie der Spanier sagt. Und so ging's mit leichter Verspätung in Teil zwei des Abenteuers!

On the road again! Tanken Globus, ab Richtung St. Avold, erster Telepass-Test, bibbern, dass das Teil funktioniert, perfekt, einmal piepen beim Reinfahren in die Mautstelle, einmal Piepen bevor die Schranke hoch geht, perfekt. Saverne, Selestat, Colmar, Basel - ach nein, das ist ja schon die Schweiz, nix Telepass, das sind ja keine Europäer - oder so -, hier zählt jetzt die Vignette.

Aber irgendwie war ab dann der Wetterwurm drin, von der Schweiz haben wir recht wenig gesehen, ausser dauerwischende Scheibenwischer, zum Glück waren die auch neu, hab' ich dran gedacht! Einen Fahrerwechsel haben wir in Basel schon gemacht, aber irgendwie bin ich nicht der Frühfahrer, schon am Gotthard musste ich das Handtuch werfen und an die Tunnel-Klaustrophobikerin Silvi wieder übergeben. Irgendwie schien es, dass die Schweizer uns nicht mögen. Ach ja, Handy in die Hand, Datenverbindung aus, am besten auch keine Anrufe und SMS, das sind keine Europäer, hier ist das Roaming knackig teuer! Ausser Telekom, die gibt's auch bei den Alpenländlern.

Super hat sie das gemacht, ich hab' vom Tunnel nix mitbekommen, Power-Nap war die Wunderwaffe. Und weiter ging's, Regen über Regen, erst kurz vor Italien wurde es besser, auf, auf, Florenz ruft! Ab hier dann auch wieder das bekannte piep-piep vom Telepass, total entspannt! Ach ja, die Section-Control sollte man unterwegs nicht aus dem Auge verlieren, Radarwarner sind ja verboten, also immer auf die Warnschilder geachtet, die messen in Italien über hunderte von Kilometern. Der Schnitt von 130 sollte tunlichst gehalten werden, zur Not muss es eine Pause mehr sein.

Früher Nachmittag, einchecken im Hotel, kurze Ruhephase, um fünf ist Treffen mit Pinos Schwester! Stadtbummel, ab acht ist im Restaurant gebucht. Ah, in fünf Minuten ist sie da, hat sie am Telefon gesagt. Vergass aber zu erwähnen, dass sie fünf Minuten pro Person meint, zuzüglich dem akademischen Viertelstündchen und der 10-minütigen Wartezeit auf die nächste Strassenbahn, weil die erste voll war. Ab in die Bahn, Richtung Florenz-Zentrum, im Schweinsgalopp durch die Stadt, schnell noch ein paar Stationen LAB-Caches, ein Virtual, ein Earthcache, Füsse kaputt, Beine müde, 20 Uhr, endlich am Restaurant!

Wow, das ist nix für Vegologen jeder Couleur! "Trattoria dall Oste Alamanni" heißt das Teil, hat bei Triadvisor 5344 Topbewertungen bei aktuell 7656 Bewertungen insgesamt, nur von mir nicht!

Nichts gegen das Essen, das war superlecker, aber drumherum hat reichlich wenig gepasst. Die "günstigeren" Gerichte gab es nur bis 18 Uhr, stand in Arial 5pt in der Karte, habe drei Anläufe gebraucht, bis ich was bestellen konnte, was es auch um 20 Uhr noch gab, dann stand ich vor der Entscheidung, esse ich das Beefsteak solange es noch warm ist oder warte ich auf die Pommes, die zweimal bestellt werden mussten - glatt vergessen. Habe dann den kalten Rest des Fleisches mit den heißen Kartoffeln bedeckt, um es wieder etwas anzuwärmen. Zwischendurch dem einen der ca. acht Bediener, der ständig irgendwelche Teller etc. abräumen wollte, während alle noch aßen, virtuell mit der Gabel gedroht, die ich ihm in die Hand jage, wenn er das noch einmal tut. Versuch macht kluch, jetzt weiß er's (vielleicht). Viele dutzend Euro später dann ab in die Bahn, Hotel, Komakiste, morgen beginnt Teil zwei des Adventure.

Part II

Eigentlich wollten wir beim Frühstück die Ersten sein, aber weit gefehlt, als wir um sieben unten ankamen, war der Speiseraum schon knackig gefüllt. Der Brüller war es nicht, vor allem die sogenannten Säfte und die Schokocroissants waren ein Highlight. Ich glaube immer noch, dass die Chemikalien der Safterzeugung auf meiner Zunge rumtanzen und auf das Croissant war einfach ein mächtiger Klatsch Nutellaähnliches draufgeschmiert, aber ansonsten gab es nix zu klagen. Kurz darauf begann Teil 2.5 unseres Abenteuers, die Suche aus dem Kreisel!

Nein, Quatsch, Pino wollte noch etwas bei seiner Schwester abgeben und hat dreimal die richtige Ausfahrt aus dem Kreisel verpasst, was im nachfolgenden Auto - also unserem - Heiterkeitsstürme auslöste. Apropos Stürme, die Wetterprognose für heute war nicht so berauschend, also jetzt Gas geben Richtung Reggio di Calabria, knappe 1000 Km vor uns, wir haben eine Fähre zu erwischen - und das Abendessen wartet schon!

Rom, Neapel, immer weiter Richtung Süden, der Sonne entgegen 🤣🤣🤣

Das mit der Sonne wurde dann tatsächlich, je weiter wir nach Süden kamen, zum Problem. Nicht, dass wir übermäßig geblendet wurden, es wurde schwarz und schwärzer, sofern es dieses Wort überhaupt gibt. Wenn nicht, ab damit in den deutschen Sprachgebrauch!

Erst tröpfelte es etwas, dann regnete es, dann goß es und zum guten Schluss prasselte der Hagel auf das Auto. Längst fuhr auf der Autobahn alles mit Warnblinkanlage, Tempo 30 oder weniger war angesagt, auf einmal suchte jeder eine Brücke, unter der er auf der Autobahn stehen bleiben konnte, in Vierer- und Sechserreihe, drei bis mehr Autos hintereinander, keiner hupte, keiner maulte, jeder fuhr noch dichter ran oder auf, nur damit der Hintermann noch ein hagelfreies Plätzchen fand. Undenkbar in unserem "Freie-Fahrt-für freie-Bürger"-Land!

Nach 15 Minuten war der ganze Spuk vorbei, ganz ohne Streß löste sich das Ganze auf, weiter gehts, den Regenwolken entgegen. So war das eigentlich nicht geplant.

Jetzt hieß es Gas geben (soweit möglich), Pausen streichen, durchfahrenn, denn auch für den Fährhafen war schlechtes Wetter gemeldet und wer will schon die Fähre verpassen, weil sie gestrichen wurde? Wir jedenfalls nicht und so fuhren wir - Dank Telepass ohne Wartezeit - auf die wahrscheinlich letzte Fähre des Tages, über Messina war alles schwarz und regenverhangen, Blitze über Messina.

Geschafft, auf Sizilien, jetzt geht's noch 120 Km oder 2 Stunden ins tiefste Landesinnere, nach Aidone, die Mama/Schwiegermama besuchen, wie gesagt, das Abendessen wartet schon. Zwei Stunden später mit Erbsen-Champignon-Eierauflauf und Kalbfleisch vollgestopft, leckeres "Messina", ein einheimisches Bier, in uns gekippt, den Berg zu Fuss hoch und wieder runter, unsere Wohnung wartet.

Der Tag danach war eher ruhig, ein bisschen Einkaufen, ein bisschen spazieren - Ok, das rauf und runter müsste jetzt nicht sein, eine bisschen Schreiben, wie ihr lesen könnt und abends Pizza aus der Pizzaria, nun ja, Aidones angeblich Beste, da hat man nicht so die große Wahl. Noch einmal Nächtigen in der dritten Etage und am nächsten Morgen ging es endlich nach Catania, richtiger nach Agnone Bagni, wo uns unsere Wohnungen erwarteten. Hier in Aidone sagen sich Fuchs und Hase "Gute Nacht!", Wlan nur mit Glück und richtigem Standort, kaum noch junge Menschen, Landflucht allenthalben.

Ich glaube, ich könnte das auf Dauer nicht ertragen, aber günstige Häuschen kann man hier überall bekommen. Wer da eine gute Geschäftsidee hat, kann vielleicht was reißen.

Morgens um sieben klingelt dann der Wecker, duschen, karges Frühstück für mich (wollte nur 'nen Kaffee) und um neun sollte es los Richtung Catania und Agnone Bangni - so der Plan. Doch die Geschichte mit dem Internet ist ja bekannt, auch Telefon ging nicht überall und so sind wir dann mangels Kommunikation erst 30 Minuten später los gekommen. Was soll's, ist doch Urlaub.

Part III

Einlauf in Agnone Bagni, also Ankunft sozusagen. Wieder 1 1/2 Stunden über die Insel, Schlagloch an Schlagloch, Kurve um Kurve. Für 11 Uhr hatten wir unsere Ankunft angekündigt, etwas später wurde es dann doch - ist doch Urlaub. Die Mama/Schwiegermama ist mit dabei, auch Mirco, der Max-und-Moritz-Hund - ach nein, der Spitz - musste nicht zu Hause bleiben, ab in den Urlaub, ab an den Strand. Unsere kleine Bleibe war nur 5 Gehminuten weg, super gemütlich, tolles Flair - eine gute Wahl. Kurz eingerichtet, ein bisschen Siesta, das Mittagessen ruft.

Also, das Mittagessen ruft nicht wirklich, Rita hat heute gekocht und per Whatsapp gerufen, Tortellini-Irgendwas und als Vorspeise (🤮) Meeresfrüchte-Allerlei in klarer Tunke! Hatte ich euch schon gesagt, wie ich zu Meeresfrüchten stehe? Nein? 🤮🤮

Anschließend ab - nein, nicht ins Meer - in unsere kleine Bleibe, ein Powernapp muss sein, die letzten drei Tage waren doch etwas anstrengend. Und dann hat er uns wieder eingeholt, der große Regen, mit allem Drum und Dran, Blitze, Donner, Stromausfall, eimerweise Wasser. Dauerte nicht lange, aber wenn du da im Dunklen sitzt und auch die Pumpe für's Wasser geht nicht mehr, wird dir schon recht mulmig.

Aber wir haben alles gut überstanden, abends haben wir nochmals gemeinsam gegessen, später Tagesabschluss bei Vino, Birra und Grappa, noch den morgigen Tag geplant, dann ging's in die Komakiste.

Morgens, halb zehn in Deutschland - ach nein, das war was anderes! Uns traf der Wecker um halb acht, um neun sollte es losgehen nach Catania, Fischmarkt war angesagt, für Silvi und mich stand eher ein wenig Cachen auf dem Plan, wie ich zu Fischmarkt und Getier mit Saugnäpfen stehe, hatte ich ja schon weiter oben erwähnt.

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt - schon wieder mal. Kein Wasser, das uss geklärt werden, bevor es los geht. Also sind Rita, Pino, Mama/Schwiegermama und Mirco schon mal los, während wir den Vermieter nervten. Letztendlich war's dann doch etwas peinlich, wir hatten vergessen, den Hauptwasserhahn zu öffnen und das, was da bisher gelaufen war, kam aus dem Notfallreservoir, das dann irgendwann leer war. Wie gesagt, peinlich eben.

Ok, dann aber los, Parkkoordinaten hatten wir, auf geht's!. Hatte ich schon von den italienischen Fahrkünsten berichtet? Vier Reihen auf zwei Spuren? Blinkerlose Autos, die mal einfach so drei Spuren kreuzen? Motorroller im Verkehrswahn? Nein? Das kann ich auch, auch wenn meins schreiend neben mir sitzt. Aussenspiegel eingeklappt und Augen zu und durch, der schnellere und skrupellosere gewinnt.

Nur einen Parkplatz fanden wir nicht mehr, alles dicht, keine Chance. Irgendwann war dann auch die Lust vorbei, ich glaube, hier müssen wir früh morgens hin, das hat jetzt keinen Zweck. Auf dem Rückweg noch zwei Caches mitgenommen, der am Ehrenfriedhof, "Commonwealth cemetery", war schon bedrückend, gerade auch wenn man im Hinterkopf hat, wie hier gerade die politischen Machtverhältnisse sind!

Das haben wir dann auch noch genutzt, Einkauf abgeladen und die 50m zur Bar gegangen, Silvi nahm Saugnäpfe, ich eher Geflügeltes, für ein Strandrestaurant zu durchaus moderaten Preisen. Heute gab's Moretti-Bier dazu, das war doch ein Zauberer in Dillingen, der ist aber schon länger nicht mehr. Nein, Scherz, das Bier heißt wirklich so. Hier haben wir eine zeitlang gesessen, dann ab ins Häuschen, ein kleines Ruhchen gemacht, bevor das Abendessen in Form von Lamm und Leber per Whatsapp rief.

Ein paar Grappa später dann zurück, morgen ist nix geplant.

Part IV

Nix ist mal wieder so was Relatives, da müsste ich ja den ganzen Tag in der Kiste gelegen haben. Neee, so war es dann doch nicht. Aber gemütlich haben wir es angehen lassen, spät gefrühstückt, ein bisschen in der Wohnung rumgeräumt, geschrieben - siehe hier. So richtig Lust hatten wir auf nix, faulenzen ist im Urlaub auch mal schön.

Und dann kam doch noch die Tages-Whatsapp, "Essen ist um 13:30 Uhr soweit, wir sind noch am Meer!". Also haben wir unsere Sachen gegrapscht, ab Richtung Meer, einen neuen Weg zu den anderen gesucht, in einer Sackgasse gelandet, obwohl meine Geocaching-App, also c:geo, auf der Offlinekarte einen Fußweg angezeigt hat. Stand halt nicht dabei, dass der über Privatgelände gehr. Also wieder zurück, ein Schlenker umsonst, endlich bei den anderen, Pino und Rita schon voll im Wellenwahn, Mama/Schwiegermutter war nicht dabei, Mirco, der Spitz auch nicht.

Hatte ich schon vom Tunnel-Klaustrophobiker berichtet? Keine Ahnung, wie das für Wellen heißt, aber auch heute hatte ich sowas dabei. "Nee, da rein? Nie im Leben nicht!". Jeder wie er will, ich wollte! Also T-Shirt, Schuhe, Brille und Hörgeräte aus, ab in die tosenden Wogen. Nicht, dass ich hier übertreiben wollte, der Wellengang war schon recht üppig, kurze Wellenphasen, vier flach, vier hoch, wenn dich da die Falsche erwicht, bist du in der Waschmaschine. Aber alles gut, die knalligsten abgetaucht, an Schwimmen war aber nicht zu denken, keine Ahnung, wo der Ursprung dieses Badedesasters war.

Irgendwann war klar, alte, weiße Männer haben auch ihre Grenzen, jetzt ist Zeit, das gastliche Nass zu verlassen. Einfacher gesagt als getan, eine hat mich dann doch noch erwischt, nur die Waschmaschine blieb mir erspart. OK, genug ist genug, jetzt rief die Pasta, also auf zum Mittagstisch, göttlich. Aber wieder mal zu viel, noch ein Espresso zum Abschluss, heute ist Mittagssiesta.

Irgendwas hat mich die Tage erwischt, immer wieder juckt mein rechter Fuss ganz doll und schwillt nicht unerheblich an. Ich glaube ja, das waren Grasmilben vom Ehrenfriedhof, aber Tage später noch? Jedenfalls haben wir den Rest des Nachmittags noch etwas rumgelümmelt, abends dann wieder mal essen, so garnicht mein Rhythmus, der ich normalerweise Spätstücke und abends noch einmal esse.

Schwertfisch, fette Salcici, Salat und Pan, was will der geschundene Magen mehr - und gerade kein Verdauungsgrappa griffbereit.

Donnerstag, Abreisetag für Rita, Pino, Mirco und die Nonna, die wollen den morgigen Tag noch in Aidone verbringen, am Samstag geht es zurück nach Deutschland - also nicht sofort, sondern in Etappen. Wir haben uns dann in unser Auto geschwungen, der Plan war "Siracusa", knapp 30 Km von hier, tolle Altstadt, "Ohr des Dionysios", "Fonte Aretusa", was wollten wir nicht alles schauen. Catania und seine Parkmöglichkeiten hatte ich schon erwähnt? Nicht viel besser hier, 20 Minuten durch ein Viertel nahe der Altstadt gegurkt, "Da pass' ich rein!". Manchmal ist so eine Rückfahrkamera und der Rundum-Abstandwarner schon von Vorteil, passt, wackelt und hat definitiv keine Luft mehr, aber drin ist drin, kostenfreies Parken im innerstädtischen Nirgendwo.

Auch hier tat die Geocaching-App das, was sie sollte, benutzerdefinierten Cache angelegt, da steht das Schmuckstück. Ab in die Altstadt, erst mal Richtung Earthcache "Fonte Aretusa", einer der zwei Caches in der weiteren Umgebung, gesteuert, mal sehen, ob wir den geregelt bekommen. "Dionysios" hatten wir schon im Vorbeifahren gesehen, auch da gibt es einen Earthcache, ansonsten ist hier tote Hose.

High Noon, die Fragen zum Cache haben wir, glaube ich, alle richtig, kurzer Bierchen-Schnapper, das hat keinen Zweck mehr, wenn wir zum "Dionysios" gehen, werden wir am Hitzschlag sterben. Was nicht sein soll, soll eben nicht sein, vielleicht kommen wir ja wieder hierher. Also zurück zum Auto geschleppt, ein paar Sehenswürdigkiten mitgenommen und dann ging's zurück nach Agnone Bagni, für die anderen war bald Abfahrzeit und die Nonna und Mirco wollten verabschiedet sein, Rita und Pino treffen wir Samstag in Messina wieder, wir wollen uns gemeinsam Richtung Rom aufmachen, wo sich dann unsere Wege trennen werden.

Auf dem Weg zurück überfiel uns kurz der Gedanke, sich doch noch ein neues Domizil in Sizilien anzuschaffen, auf weil wir (siehe oben) gerade was Passendes am Wegesrand gefunden haben. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Mittagessen, Meer, Siesta, einen Tisch im einzigen Restaurant für abends reserviert, vielleicht probieren wir morgen noch einmal Catania. Und dann war da noch die Planung für die Rückreise. Einen weiteren 2-Tage-Trip wollten wir beide nicht, Pino und Rita bleiben in Rom, Pino ist bekennender AS Roma-Fan und die spielen am Sonntag und nicht zuletzt wollte ich mir geocachemäßig das Liechtenstein- und das Schweiz-Souvenir nicht entgehen lassen, auf dem Hinweg hatte uns ja das Wetter einen mächtigen Strich durch die Rechnung gemacht.

Und so haben wir uns auf die Suche nach "preiswerten" Unterkünften gemacht und haben einmal "Civita Casstellano" oberhalb von Rom und "Sevelen", auf der Schweizer Seite bei Vaduz gefunden, 2x etwa 8 1/2 Stunden, der Rest dann nochmal 4 1/2, das sollte passen.

Der nächste Tag war dann erst mal ruhig, die frühe Abfahrt Richtung Catania haben wir glatt verpennt, Wecker stellen wir im Urlaub nur am Abfahrttag, also ganz gemütlich gefrühszückt und gefaulenzt - ist ja Urlaub. Später dann noch ein wenig Richtung Strand und dann war schon Packen angesagt.

Kurze Whatsapp-Abstimmung für die morgige Abfahrt - oh je, Pino und Rita wollen um 4:30 Uhr in Aidone los, heißt für uns, dass wir knapp eine Stunde später los müssen! Da ist schlechter Rat billig!

Part V

Und wieder mal kommt es erstens anders und zweitens als man es sich vorstellt! Wieder stehen Entscheidungen an und das sollte nicht nur den Abfahrtstag, sondern auch die weitere Reise betreffen. Und so saßen wir da, schlürften ein wenig Wein und probierten den gestern erstandenen Grappa, um dann letztendlich die Entscheidungen für unsere Heimreise zu treffen!

Wir haben's hin und her gedreht, letztlich waren Silvi und ich uns einig, dass das uns zu früh ist, schon wieder eine Nachttour am frühen Morgen, ne, das war nicht der Plan. Also die Beiden in Aidone angewhatsapped und die gemeinsame Rückfahrt dann doch noch abgesagt, wir schlafen aus und starten später.

Morgens, halb acht in Agnone! Halbwegs ausgeschlafen ging es dann am Samstag Morgen los in Richtung Messina, von wo aus die Fähre uns über die gleichnamige Meeresstraße nach Villa San Giovanni auf dem italienischen Festland bringen sollte. Ein bisschen Bauchweh war schon dabei, aber in Messina ist alles gut ausgeschildert, unser TomTom-Navi hat uns ohne Umwege direkt in den Fährhafen geleitet, der "Telepass" - ihr erinnert euch - organisierte unser Ticket quasi im Vorbeifahren, das Schiff sank nicht und am späteren Vormittag lagen noch etwas über 700 Km vor uns , Salerno, Nepal - ach Quatsch, Neapel, Rom, dann sollte unser Ziel vor uns liegen, "Civita Castellana", unsere erste Zwischenstation.

Stunde um Stunde fuhren wir durch uns unbekannte Landschaften, Kalabrien, Basilikata, Kampanien, Lazio, nichts von dem hatte wir auf der Hinreise gesehen, ihr erinnert euch? Regen, Unwetter, Scheibenwischer? Genau, heute war es anders und am späten Nachmittag trafen wir dann in Transsilvanien ein.

Also, nicht in real, aber unser Hotel hatte das Flair des Schlosses aus der "Rocky Horror Show", begrüßt wurden wir von einer quasi zahnlosen Alien und immer wieder begegneten wir "Riff Raff" und "Magenta". Nein, ganz so schlimm war es nicht, aber das Ganze hatte schon etwas Skurriles.

Abendessen gab's hier nicht, aber uns wurde eine Pizzeria die Straße runter empfohlen - die zwar geöffnet, wo aber niemand anzutreffen war. Seltsam! Aber etwas weiter in Richtung Hotel hatten wir im Vorbeifahren ein anderes Restaurant gesehen, das "Grado°" - aus jetziger Sicht gesehen, ein Träumchen, eine Perle! Solltet ihr jemals nach Transsilvanien kommen, hier könnt ihr euch beruhigt verwöhnen lassen.

Eigentlich auf eine Feier eingerichtet, haben wir trotzdem einen Tisch bekommen können und was uns dann aufgetischt wurde, war wirklich vom Feinsten, letztlich sogar zu moderaten Preisen. Super, hier würde ich jederzeit wieder hin wollen.

Dann ab in die Kiste, morgen geht es nach Sevelen in der Schweiz! Station 2 unserer Heimreise.

"Riff Raff" hat uns dann morgens das Frühstück serviert, was uns wieder einmal zeigte, dass Frühstückskultur und Frühstückskultur nicht unbedingt das Gleiche ist. Brot - gab's nicht! Wurst - gab's nicht! Käse - Fehlanzeige! Aber Croissant mit und ohne Schoko, ein Traum - für jemanden, der darauf steht. Wenigstens der Kaffee war genießbar, sofern man das dazu gereichte heiße Wasser nutzte. Und immer wieder wieselte "Magenta" durch die Räume.

Um neun war dann Schluss, ab ins Auto, 870 Km warten. Sevelen und "Old Farmhouse Loft" warten! Wie sich später dann heraus stellte, vergeblich. Doch von Anfang an!

Wie schon erwähnt, fiel uns der Abschied von Transsilvanien nicht so sehr schwer, nix Besonderes halt, wenigstens die Betten waren gut. Ab, wieder auf die "Autostrada del Sole", Richtung Norden, uns per Whatsapp für den späteren Nachmittag angekündigt, Check-In-Instruktionen erhalten. Ui, haben wir was verpasst?

Also, da stand, dass die Besitzer nicht zu Hause sind, dass das Haus offen steht und auch nicht abgeschlossen wird, dass es auf'm Zimmer oder etwa auf'm Flur kein Klo gibt, dafür muss man nächtens durch's halbe Haus, Treppe runter, durch die Küche links, alle Türen gut schließen, damit's nicht kalt wird und das Klo für alle ist - so stand's definitiv nicht in der Beschreibung! Mag sein, dass ich prüde oder anspruchsvoll bin, aber mein Ding ist das nicht unbedingt. Kurzer Blick nach rechts - da sitzt noch so jemand. Kurzer Blick nach vorne - das Navi sagt, wenn wir nicht abbiegen und nach Liechtenstein fahren, bleiben noch etwas über 500 Km bis "Dahemm" und es ist erst 16:30 Uhr.

Ihr erinnert euch an unsere Gedanken zu Fehlinvestitionen ganz zu Anfang? Hier war sie dann doch, die Entscheidung für oder gegen 65 €, auch wenn der Typ bei der Absage meinte, er wolle, falls er noch vermieten kann, rückerstatten - wer's glaubt.

Kurz überlegt, es läuft ja, wir lassen das mit dem Liechtenstein-Souvenir (ihr wisst, Geocaching) und bleiben auf der A2.

Zwei Stunden später begann dann das Unheil mit einem kurzfristigen Ausfall des Internet und damit einem kurzfristigen Ausfall der Livenavigation. Gott sei Dank, da ist es wieder, die Verbindung zur realen Welt, leider etwa 10 Sekunden zu spät! Stau vor uns, Abfahrt für die Umgehung des gleichen um wenige Sekunden verpasst, 15 Minuten im Stau vor dem nächsten Tunnel. Ab dann Stop-and-go, vor jedem Tunnel eine Baustelle, Rückstau. Und die Schweiz hat viele Tunnel. Kurz vor "Rotzloch" - ja, genau so heißt das - konnten wir dann ein paar Minuten rausholen mit einer Umgehung, doch in Luzern verließ uns das Glück endgültig.

44 Minuten, davon könnten wir knapp die Hälfte abknapsen, wenn wir dem Navi folgen! OK, gesagt, getan. Dumm nur, dass das Teil weder wußte, dass gerade das Fussballspiel des FC Luzern, Schweizer Super League, zu Ende war noch dass der "Cirkus Monti" nach der letzten Vorstellung seine Zelte abbrach und quer durch die Stadt davon zog.

Das war dann letztlich ein Nullsummenspiel, nix gewonnen, nix verloren ausser ein paar Liter Sprit. Und insgesamt lagen wir jetzt bei knapp -2 Stunden gegenüber dem Plan. Jetzt stand die vorletzte Entscheidung an, machen wir 280 Km vor zu Hause noch eine Übernachtung oder ziehen wir durch?

Mir war's eigentlich egal, ich saß jetzt 12 Stunden hinterm Steuer und fühlte mich immer noch fit und Silvi? Eigentlich hätte sie gerne noch übernachtet, aber wer kein Machtwort spricht, hat eh' verloren. Colmar, Saverne, St. Avold, die allerletzte Entscheidung, kurz nach 23 Uhr, steht an:

McDoof oder Würger King, sonst gibt' nix mehr!

Fazit

Jetzt sitzen wir wieder zu Hause, der Alltag hat uns wieder, morgen ist Feiertag und ich hab' noch eine Woche Urlaub - die ich wohl an unserer Großbaustelle verbringen werde. Und was bleibt von unserem Abenteuer?

Im Großen und Ganzen viel, viel Positives! Aber wie bei allem im Leben gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Und so ist jetzt Zeit, eine kurze Bilanz zu ziehen.

Der Urlaub mit Rita und Pino war schön, ich denke, das hat gepasst, jeder hatte seinen Freiraum und wir sind uns aus meiner Sicht nicht auf den Zeiger gegangen. Der Tip mit dem "Telepass" war grandios, ohne Zahlstops durchziehen - super! Auch das "Kolonne fahren" hat über mehr als 2000 Km hervorragend funktioniert.

Auch mit der Nonna und ihrem Mirco hat das gut gepasst, sowohl in Aidone als auch später in Agnone Bagni.

Florenz war für uns ein High Light, sowohl im positiven wie (für mich) im negativen Sinne, ich war von dem Restaurant total genervt und von der Stadt begeistert, auch wenn wir viel zu wenig davon gesehen haben. Dafür hat das Wetter zwischen Basel und Catania auf der Hinfahrt nur genervt.

In Aidone sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, für ein paar Tage wäre das erträglich, aber längerfristig nicht mein Ding. Der Ort an sich ist sehr schön, beeindruckt hat mich der Frieghofskult, der in Italien betrieben wird, Statuen, Säulen, ganze Familientotenhäuser mit unzähligen "Gräbern", verschlossenen Marmorgrüften, wo schon die Gräber für die noch Lebenden namentlich reserviert sind.

Und da wäre die Frühstückskultur, die, zumindest bei diesem Urlaub, für mich irgendwie nicht erkennbar war. Florenz - ging ja noch, wenigstens walnussgroße Brötchen, Butter, Wurst und Käse, aber schon die synthetischen Säfte waren ein Graus. Das Häuschen in Agnone Bagni war mit Frühstück gebucht, als wir da ankamen, war eine Wochenration plastikverpackte Croissants, eine ebensolche mit Kirschfüllung, ein paar Portionspäckchen Butter, etwas Marmeladen und Nutella sowie 4 Liter Milch im Haus - Wurst oder Käse - Fehlanzeige! Und Transsilvanien hatte ich ja schon erwähnt.

Erbärmlich war die Cachedichte in der Gegend, nicht einen TB sind wir los geworden, auch ansonsten war das weniger befriedigend, aber auf der anderen Seite war das ja auch nicht unbedingt als Cacheurlaub geplant. Und Sizilien ist nicht wie "La Gomera", die Wege sind hier weit.

Apropos Wege! Wenn ihr mal in die Gegend zwischen Schweiz und Sizilien kommt, achtet auf euer Auto. Wenn es abseits der Autobahnen, die auch nicht unbedingt in einem Topzustand sind, geht, schaut, wo ihr hin fahrt, mehr als ein Monsterschlagloch garnierte unseren Weg, wenn du da rein rauschst, ist mindestens der Reifenschaden, wenn nicht Schlimmeres, vorprogrammiert.

Kultur ist an vielen Orten allgegenwärtig, da kannst du dir die Füße wundlaufen, wenn du willst. Womit wir bei den Fahrrädern wären, die wir eigentlich mitnehmen wollten. Zum Glück haben wir uns dagegen entschieden, lebensgefährlich, nutzloser Balast wäre es gewesen. Radwege? Tja, der Seitenstreifen auf der Strasse, wenn er denn da ist.

Und eines soll nicht unerwähnt bleiben, die Müllkultur - scheinbar in ganz Italien - ist einfach nur unterirdisch. Mülltrennung - Fehlanzeige, an jeder Strasse Unmengen von aus dem Auto geworfenen Mülls, halbe Autos am Strassenrand, wie kann man sein direktes Umfeld so verschandeln?

Aber alles in Allem hat das Abenteuer gelohnt, mal sehen, ob wir die Nonna mal wieder besuchen, sie ist ja erst 80.

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